Phil Splash: Die Kunst von der Kunst zu leben. Interview by Klaus Wenderoth

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Klaus Wenderoth is a blogger, print optimizer and podcaster. He asked me to do an interview for his Blog „Menschen, Medien, Meinungen… – Experten im Interview“.

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Philipp Mulfinger alias Phil Splash

Phil* – Art+Design
Inhaber


„Some people were born to become lawyers, teachers or taxi drivers. Some were born to do something great and others were born to accept their fate. However, I definitely found my role in making the world a more colourful place.“ unbekannt

„Everybody can be an artist“, lautet der Titel eines Bildes von Philipp Mulfinger. Das mag sein aber noch lange nicht jeder Künstler kann auch auf Dauer von seiner Kunst leben. In diesem Interview, erzählt der Münchner Grafiker und Maler, Jahrgang 1984, wie es ist, wenn einem noch nicht die Galeristen hinterher rennen und jedes Werk „wie warme Semmeln“ weggeht. An die Wand des Kunden ist es nur zu oft ein langer Weg.

Wie war das damals bei Ihnen Herr Mulfinger? Wann haben Sie Ihre Liebe zur Malerei entdeckt und wann haben Sie Ihr erstes Bild verkauft?

Ich male eigentlich schon immer. In der Schule während den Unterrichtsstunden, was mir nicht immer die Anerkennung von Lehrern bescherte. So richtig hat es dann mit dem Kunst Leistungskurs begonnen. Die Bilder und der Drang zu malen wurden größer. Mein erster Auftrag war ein Großformatiges Bild für ein Krankenhaus.

Während dem Grafikdesignstudium probierte ich die verschiedensten Drucktechniken aus und kombinierte Malerei mit Grafik, was man auch heute noch in meinen Bildern sehen kann. Nach dem Studium arbeitete ich bei sehr guten Designagenturen (Liganova, Stuttgart, Martin et Karczinski, München, Neon Brand Communications, München) und ich musste meine Malerei nach der Arbeit fortführen.

Tagsüber gestaltete ich Broschüren, Kataloge und Icons, nachts folgte der künstlerische Ausgleich mit der Malerei auf meinem Balkon. Es wurde immer schwerer für mich von meinen Bildern los zulassen und nicht in den Agenturen zu zeichnen. Deshalb musste ich kreativ werden und die Freiräume, die ich hatte, wurden zu künstlerischen Tätigkeiten.

Ich fing an in der U-Bahn zu zeichnen, während Kaffeepausen und Meetings. Aus der Not eine Tugend zu machen ist auch heute noch meine Kunst und hat sie nachhaltig beeinflusst. Ich habe keine Angst davor vor Menschen zu malen, weshalb ich Live-Paintings mache (Campari “Rote nacht der Bars”, München). Die Wackler in der U-Bahn haben meinen Zeichenstrich schneller und naiver gemacht.

Insgesamt ist meine Experimentierfreude in der Kunst stetig gewachsen, weshalb ich mittlerweile auch Kunstaktionen abhalte, z.B. habe ich vor kurzem unsere Kanzlerin Frau Dr. Merkel gemalt und habe dieses Bild zu Ihrem Besuch in Trudering mitgenommen. Da mein Bild leider vom BKA als Sicherheitsrisiko eingestuft wurde, konnte ich nicht ganz zu Ihr vordringen, aber ich glaube sie hat es für einen kurzen Moment wahrgenommen.

Heute arbeiten Sie als Grafiker aber auch als Maler. Ist dieser „Tanz auf zwei Hochzeiten“ nicht auf die Dauer sehr aufreibend? In was für einer Phase befinden Sie sich zur Zeit?

Natürlich ist die Gratwanderung zwischen Kunst und Design nicht gerade einfach, aber ich denke das genau ist es, worin ich meine Stärke finden kann. Die Kombination von Kunst und Design wird für mich immer mehr zum Ziel.

Kunst und Design haben sich schon immer gegenseitig befruchtet, ich komme auf immer mehr neue Möglichkeiten diese Bereiche zu kombinieren und daraus spannende und einzigartige Lösungen zu kreieren. Mein Herz liegt in der Freiheit der Kunst, hier kann ich spielen, experimentieren und Neues entdecken.

Das Designstudium hat mir Anwendungsgebiete gezeigt und wie wichtig ein gutes Konzept ist. Ebendiese Kombination kann wirklich Neues erschaffen. Zum Beispiel kann ich heute nicht nur einfach Bilder malen oder Räume gestalten, sondern weiß wie wichtig es für meine Kunden ist, ein gutes Konzept zu haben das auch die Corporate Philosophy und das Corporate Design integriert.

Zum Beispiel habe ich eine Bilderserie für ein Fittnesscenter gestaltet die ich “Rhythm and Dynamics” genannt habe. Für die Anfertigung der Bilder bin ich sozusagen um die Leinwände getanzt und habe sie im Stil eines “Action-Paintings” mit Farbe bespritzt. Das Ergebnis war eine Serie von Großformatigen Bildern, die sich perfekt in das Leitbild des Fittnesscenters integrieren konnten.

Ihr Entschluss steht fest Herr Mulfinger. Auf Dauer, möchten Sie von Ihrer Kunst auch leben können. Was glauben Sie, wie wird sich Ihr Leben dadurch verändern? Ist Ihr Ziel planbar?

In der Kunst ist weniges planbar und das ist auch gut so. Fest steht meine Motivation und Vision dahinter. Ich bin viel unterwegs, unterhalte mich mit vielen Leuten und zeige was ich kann. Viele Dinge ergeben sich zufällig, wie zum Beispiel mein Fernsehauftritt bei “Mieten, Kaufen, Wohnen” auf VOX.

Auf einmal habe 2 Millionen Zuschauer meine Bilder im Fernsehen gesehen, anstatt nur die Leute, die zu meinen Ausstellungen kommen oder mit mir auf Facebook verknüpft sind (Facebook-Name: Phil Splash). Es kam ein wahnsinnig gutes Feedback per Mail, was mich angespornt hat weiterzumachen.

Ich versuche einfach immer mein Bestes zu geben, und wenn etwas mal nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe, dann ziehe ich daraus Billaz, analysiere, worin der Denkfehler war und versuche es beim nächsten mal besser zu machen. Try and Error sozusagen.

Wer Sie und Ihre Arbeit nicht kennt, der kann Ihre Bilder auch nicht kaufen. Wie macht sich ein junger Maler bekannt? Und: Ist das manchmal auch „Klinken putzen“?

Natürlich muss man lernen sich zu verkaufen, das ist heute in jedem Bereich so. Wer nicht bereit ist hart an sich zu arbeiten, sein Produkt zu verbessern um es einzigartig zu machen hat wenig Chancen im globalen Konkurrenzkampf. “Auffallen” und “Konstanz” sind hierfür die Stichwörter, sowohl bei Künstlern, als auch Unternehmen.

Viele Firmen oder Start-Ups wissen gar nicht, wie wichtig z.B. ein gutes Corporate Design ist und trauen sich zu wenig. Die meisten lassen sich einfach irgendein Logo möglichst günstig erstellen und arbeiten drauflos. Später merken sie dann, dass das, was sie anbieten nicht Hand in Hand geht mit dem, was sie nach außen hin zeigen.

Es entsteht eine Kluft zwischen dem Produkt und dem Produzenten. Das ist in übertrieben in einem Bild dargestellt ein Obdachloser in einem Ferrari oder ein Top-Manager in einem rosa Adidas-Trainingsanzug. Viele Unternehmen haben spannende Produkte, aber weder die Homepage als auch das Logo oder die Broschüre zeigen die Einzigartigkeit und Notwendigkeit des Unternehmens.

Und hier liegt mein Ansatzpunkt als Freelance-Designer. Ich gestalte unverkennbare Corporate Designs und berate auch im Hinblick auf die Corporate Identity. Nur wer sich von der Masse abhebt und auch bereit ist das ein oder andere auszuprobieren hat eine Chance zu bestehen.

Um auf die Frage zurückzukommen, ich nutze viele verschiedene Möglichkeiten mich zu präsentieren, Behance, WordPress, Facebook, Pinterest und was es sonst noch an Möglichkeiten gibt. Aber gerade im Netzt ist es wichtig nicht die Orientierung zu verlieren.

Ich denke es ist wichtiger eine gute Plattform zu haben als viele unterschiedliche. Man braucht eine Basis mit einem guten Konzept. Wenn dies interessant genug und auch konstant ist, werden die Leute kommen.

Als Künstler stehen Ihnen heute andere und mehr Wege offen, als noch vor 15 Jahren. Welche Erfahrungen haben Sie bisher zum Beispiel mit sozialen Netzwerken gemacht? Wie wichtig ist eine gute und aktuelle Webseite auf der Sie sich präsentieren können? Wie ist es mit „Pinterest & Co.“?

Soziale Netzwerke sind gut, solange sie authentisch genutzt werden. Für mich als Künstler kann und muss ich meine Schaffenskraft und meine Freude an der Arbeit nach außen tragen. Denn genau das ist es, was uns Künstler unterscheidet und uns interessant macht.

Bei Künstlern denkt man an Menschen, die sich selbst verwirklichen können in ihren Bildern, Skulpturen, Stücken oder Schriften. Doch wenn ich nur für mich in meinem stillen Kämmerchen arbeite und keinem meine Werke zeige, kann sie niemand gut finden.

Somit bieten soziale Netzwerke eine tolle Möglichkeit sich zu präsentieren. Doch ich merke immer mehr, dass das Internet komplett überlaufen ist und immer weniger Orientierung bietet. Es gibt immer mehr Netzwerke, Plattformen, Blogs, etc. Hierraus entstehen meist nur kurzfristige Kontakte, die auf Grund der medialen Distanz meist nur an der Oberfläche kratzen. Reale, persönliche Beziehungen sind und bleiben die Grundlage von guten Kontakten.

Eine gute Internetseite ist natürlich eine solide Basis für eine Präsentation. Hier kann man erzählen was man schon gemacht hat und was man kann. Bilder werden in der visuellen Gesellschaft immer wichtiger.

Eine schön aufbereitete Website kann durchaus Aufträge bringen. Unterdes ist es aber für manche Unternehmen garnicht notwendig im Netz oder auf sozialen Plattformen vertreten zu sein, weil es von realen Kontakten wächst oder von der Mund-zu-Mund-Propaganda lebt.

Letztendlich ist auch ein Bild ein Produkt. Und für Produkte gibt es „Zielgruppen“. Wer ist Ihre Zielgruppe und wie sprechen Sie diese an?

Meine Zielgruppe sind junge, motivierte, stylische und dynamische Unternehmen oder auch Privatpersonen, die verstanden haben, dass nicht nur wichtig ist, wie die Kaffetasse aussieht, sondern auch wie der Kaffee schmeckt.

Wenn man zu mir kommt, muss man etwas spezielles wollen. Man muss den Kunden heutzutage nicht nur ein tolles Produkt bieten, sondern auch die passende Verpackung. Ein Besprechungsraum mit weißen Wänden ist gut und schön, aber die Menschen wollen heute Erlebnisse.

Bieten sie, übertrieben gesagt, ihren Kunden einen Besprechungsraum mit einem kleinen Sandstrand und Palmen (wenn sie z.B. Sonnencreme verkaufen) und Kokosnüssen als Trinkbecher, bieten sie ein Wartezimmer bestehend aus einem alten Schiffswrack und servieren sie den Kaffee auf einem alten Kompass als Untersetzer (wenn sie Boote vermieten!).

Das sind natürlich erst einmal Spinnereien, aber Spinnereien, die sich schnell herum sprechen würden und somit einen Verbreitungsradius erzielen der ihnen wiederum Kunden bescheren kann.

Was ich meinen Kunden biete ist die Integration von künstlerischen Gedanken und Umsetzungen in das Unternehmen. Das können Bilder, Wandbemalungen, Live-Paintings, Ausstellungen meiner Kunst oder auch Raumkonzepte sein. Es kommt ganz darauf an, was der Kunde wünscht und welches Budget dahinter steht.

Manager sprechen immer von Ausdauer und dem unerschütterlichen Glauben an sich selbst, als Erfolgsfaktoren. Glauben Sie das auch? Welche Eigenschaften gehören noch dazu?

Absolut, egal, was man macht, die Motivation dahinter muss stimmen. Wenn du nicht an das was du tust glaubst, sondern Zweifel hast, ist es besser wenn du es bleiben lässt. Ich bin oft in Situationen geraten, wo ich darüber nachgedacht habe, ob ich diese oder jene Aktion wirklich wagen soll, aber meist dachte ich mir dann “Mach es einfach!” ganz egal, was dabei heraus kommt.

Diese Mentalität hat mir schon öfters Ärger eingebracht, aber im Nachhinein war ich immer froh, dass ich es wirklich gemacht habe. Mein Tipp ist: Finde heraus, was du WIRKLICH liebst und wofür du brennst. Verbessere diese Fähigkeit Tag für Tag und versuche daraus Kapital zu schlagen.

Wenn du zum Beispiel Rosen liebst und dich gerne um Sie kümmerst, entwickle ein Spray, das die Rosen noch schöner erscheinen lässt. Wenn du dich für Druckprodukte begeisterst, erfinde eine Papiersorte, die die Farben brillanter wiedergibt. Nur wenn der Antrieb und die Motivation hinter den Menschen stimmt, können sie wirklich authentisch sein und sich auch verkaufen.

Natürlich ist es für die meisten Leute zu Beginn schwierig eine Nische zu entdecken und die Sache richtig zu kommunizieren. Und genau deshalb ist eine gute Ausdauer notwendig. Die besten Erfindungen wurden aus einer großen Leidenschaft und dem dazugehörigen Durchhaltevermögen geboren.

Darüber hinaus spielt die Kreativität eine große Rolle. Wie aufmerksam bin ich gegenüber neuen Entwicklungen und Trends, wie kann ich die daraus gewonnene Erkenntnis für meine Zwecke nutzen und kann ich daraus etwas entwickeln, das die Menschen interessiert?

Bin ich dazu fähig quer zu denken und das Ganze zu erkennen? Kann ich aus meiner Entdeckung ein Geschäftsmodell erstellen? Das sind die Fragen, die man sich stellen muss um erfolgreich zu sein.

Wie ist das eigentlich mit dem „Vitamin B“ in der Kunstszene? Wichtig?

Hier ein absolutes “JA”, es gibt nichts wichtigeres in einer Szene dessen Erfolg von subjektiven Meinungen geprägt ist. Das “Gefallen” oder “Nicht-gefallen” eines Bildes kann nicht empirisch nachgewiesen werden. Somit wird alles von Fürsprechern und Beziehungen abhängig.

Kunstschaffende pflegen nur zu oft ein extravagantes Auftreten, wie zum Beispiel auch Phil Splash. Ist das eine Art „Branding“? Oder bedient man damit auch eine Erwartungshaltung vieler Menschen?

Natürlich geht es gerade auch in der Kunst darum eine Marke zu schaffen, eine Story zu erzählen. Aber hier zählt das gleiche wie bei den Firmen. Wer nur eine Rolle spielt, Klischees bedient aber in Wirklichkeit nichts zu sagen hat, wirkt nicht authentisch und das merken die Leute.

Besten Dank für das Interview Herr Mulfinger!

15 Jul 2013 no comments

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